Hallo lieber Mitmensch! Ja, ich rede mit dir.
Schön, dass du hier bist.
Lust auf eine Reise in mein Leben mit einem Körper, der nicht dem Ideal von so vielen Menschen entspricht?
Ein Körper, der gerne mal als fett bezeichnet wird?
Warum eigentlich so feindselig? Kein Verständnis? Angst, dass er ansteckend ist?
Woher kommt nur dieser Hass gegen dicke Menschen?
Größtenteils gehe ich davon aus, dass er uns anerzogen wurde.
Durch unsere Eltern, unsere Umgebung und die Medien.
Wir bekommen schon ganz früh mit, wenn unsere Mütter oder auch Väter unzufrieden mit ihrem Körper sind.
Wir sehen in den Medien retuschierte Fotomodelle mit wunderschönen, wallenden Haaren und Körpern, die absolut nicht der Wahrheit entsprechen.
So lernen wir, was Schönheit bedeutet.
Und ja, auch ich, in diesem Körper, habe von der schlanken Perfektion geträumt.
Auch jetzt, wo ich auf dem Weg bin, mein tatsächliches ICH kennen zu lernen und langsam Freundschaft mit mir schließe, falle ich ab und zu zurück in alte Denkmuster.
Tatsächlich erwische ich mich auch noch bei der Musterung und Bewertung anderer Menschen. Aber ok, antrainierte Verhaltensweisen sind nicht so leicht zu durchbrechen.
Mittlerweile bin ich der Auffassung, dass es meist einen psychologischen Hintergrund gibt, warum einige Menschen mehr Körpergewicht haben als andere.
Aufgewachsen mit einem jähzornigen Vater, der mit seinen ständigen Wutausbrüchen so bedrohlich war, dass ich nach Festigkeit und Standhaftigkeit strebte.
Emotionen wie Trauer und Wut wurden nicht geduldet und mit Beschimpfungen quittiert. Die Suche nach Trost begann.
Als Jugendliche mit einer sexuellen Erfahrung konfrontiert, die nicht wirklich einvernehmlich war, entstand das Bedürfnis nach Schutz.
Die Lösung: Essen.
- Um einen kräftigeren Körper zu bekommen, mit dem ich erhoffte, mich besser durchsetzen zu können und standfester zu sein
- Um Emotionen herunterzuschlucken, die ich anders nicht verarbeiten konnte
- Um meinen Körper unattraktiver zu machen und mich dadurch vor weiteren sexuellen Kontakten zu schützen
Dies alles war keine bewusst getroffene Entscheidung, aber auf der Suche nach dem „Warum?“ jetzt so einleuchtend und nachvollziehbar.
Als mein Gewicht immer mehr wurde, begannen fiese Bemerkungen wie:
„Friss nicht so viel, sonst wirst du immer fetter und fetter.“
„Du hast zwar ein hübsches Gesicht, aber der Rest naja.“
Dazu kamen natürlich, die kritischen und abwertenden Musterungen meiner Umwelt, die schlichtweg kein Verständnis dafür aufbringen konnten, wie jemand so eine Figur haben kann.
Der Wegbereiter für die Scham.
Ganz schnell setzte sich ein Glaubenssatz in meinem Kopf fest:
„Die Leute mögen dich nur, wenn du schlank bist.“
Naja, da ich das zu dem Zeitpunkt nicht ändern konnte und da ich ja trotzdem wollte, dass die Menschen mich mögen, begann ich super freundlich zu werden.
Das wiederum führte dazu, dass ich anderen keine Grenzen setzen konnte oder auch meinen Frust und meine Wut nicht teilen konnte. Was war nun meine Lösung dafür?
Alles runterschlucken, im wahrsten Sinne des Wortes.
So benutzte ich Essen mein Leben lang als Schutzpanzer, Trostpflaster und Stresskompensation.
Durch eine Ernährungsumstellung auf die Blutgruppendiät habe ich vor mehreren Jahren etwa 30 kg abgenommen.
Mittlerweile weiß ich, dass nicht allein diese Umstellung zu der Gewichtsreduktion geführt hat.
Im Moment esse ich nämlich einfach, was mir gefällt und akzeptiere das so.
Und mein Gewicht blieb konstant.
Eher gehe ich davon aus, dass auch oder vorwiegend eine Veränderung meiner Persönlichkeit eine Rolle gespielt hat.
Ich habe angefangen „NEIN!“ zu Anderen zu sagen und „JA!“ zu mir selbst.
So gab ich mir mehr Sicherheit und Standfestigkeit. Ein Teil meines Gewichtes durfte gehen.
Das bewusste Verständnis für den Zusammenhang zwischen Gewicht und Psyche kam für mich aber erst, als ich schicksalshafterweise auf einen Podcast in spotify stieß.
Von dem INSTITUTE FOR THE PSYCHOLOGY OF EATING, INC. (Institut für Ernährungspsychologie). Es gibt dort Aufzeichnungen von einstündigen Sitzungen mit dem Gründer des Instituts und Personen, die ihr Essverhalten nicht verstehen konnten.
Die darin gelieferten Erklärungen für das Ringen mit dem eigenen Gewicht und Essstörungen haben mich umgehauen.
Da erst wurde mir so richtig bewusst, wie sehr ich mich selbst verurteile. Noch immer! Weißt du, es gibt so viele Gründe für Übergewicht:
- Der Wunsch nach mehr Stabilität
- Sexueller Missbrauch
- Schutzbedürfnis
- Stresskompensation
- Trostspender
- Aggressionen gegen sich selbst
- usw. usw.
Grundsätzlich gibt es meiner Meinung nach keine einfache Erklärung wie Faulheit oder das Fehlen von Willensstärke, was man so oft zu hören bekommt.
Es hat meist einen psychologischen, tief versteckten Hintergrund, den die meisten Menschen selbst nicht bewusst wahrnehmen oder dem sie sich nicht stellen, weil sie keine Alternative haben.
Trägst du auch mehr Gewicht mit dir herum?
Du kannst dich jederzeit dazu entscheiden, dich zu fragen: Warum?
Trau dich! Beginne deine Reise zu dir selbst. Es lohnt sich.
Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.
Bis zum nächsten Mal.
Möge der Frieden mit dir sein❣
Deine Lisa
Wenn du auch das Gefühl hast, nicht dein Freund in Bezug auf deinen Körper zu sein, empfehle ich dir:
Suche entweder in spotify nach The Psychology of Eating Podcast
oder klicke hier um die entsprechende Internetseite zu besuchen.
Wenn du dort ein bisschen herunterscrollst, kommen die Gespräche, die ich meine.
Der einzige Nachteil, sie sind auf Englisch.
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